Ob Emissionstheorien plausibel wären, lässt sich aus philosophischer Sicht gut beantworten. Die Lichtgeschwindigkeit wäre nicht begrenzt, also gäbe es auch keine Grenzgschwindigkeit für andere physikalische Prozesse - das Ergebnis wäre eine instabile Materie bzw. gar keine Materie, denn die Endlichkeit der LG und ihre Eigenschaft als Grenzgeschwindigkeit ist wesentlich als bremsender od. modifizierender Faktor in allen mikrokosmischen Vorgängen. Man streiche mal das "c" aus allen Gleichungen der Atomphysik und Quantenphysik heraus und beachte, was passieren müsste!
Selbstverständlich hat die "bremsende" Eigenschaft einer Grenzgeschwindigkeit auch etwas mit der Zeit bzw. der Dauer von Prozessen zu tun - und das alles hat sehr wohl mit der Relativitätstheorie einen Zusammenhang - aber m.E. nicht mit jener Einsteins sondern eher mit der Lorentzschen Variante - was den Physiker sicher kalt lässt, denn die Mathematik ist dieselbe.
Wenn man bedenkt, dass Photonenentstehung bzw. Emission etwas mit Atomen und Elektronen zu tun haben soll und diese sich nicht gerade langsam bewegen, so müsste eine gewöhnliche Glühbirne schon ein Ausstrahlungsort unterschiedlichst schneller Lichtstrahlen sein, ehe sie sich überhaupt bewegt. Das Ergebnis wäre nicht diese klare, zumindest optisch durchschaubare Welt, in der wir leben.
Man muss alles unter einen Hut bringen: die Stabilität der Materie, das scheinbare Relativitätsprinzip, Wellen- und Strahlenoptik, Elektrodynamik und dazu die "relativistischen" Phänomene, jedenfalls jene, die unzweifelhaft verifizierbar sind. Der einfache Weg über die Emissionsthesen scheint verlockend, aber er führt nicht ans Ziel. Denn die Welt besteht nicht aus Dingen, sondern aus Kräften, über die wir nichts wissen, aus Energiequanten ... und vieles weist darauf hin, dass sich alles in einer Art Medium abspielt, welches das einzige darstellt, das "wirklich" existiert.
Für den Pragmatiker ist die Einsteinsche Sicht die einfachere, für den Philosophen ist die Lorentzsche These zwar nicht die Endlösung, aber ein Tor, das zu öffnen man einst versäumte. Der Weg dahinter ist nicht der einfachste, aber er scheint nicht die Sackgasse zu sein, die sich auftat, als man das Einsteinsche Universum betrat.
Grüße
Harald Maurer