Kommentierte
Berichte Teil 2
Zu
Peter Ripotas Artikel
zum 125. Geburtstag A. Einsteins auf der PM-Website gab der
Redakteur Joseph Scheppach folgenden Gegen-Artikel ab: http://www.pm-magazin.de/de/specials/artikel.asp?id=73
Auch die Behauptungen in diesem Artikel dürfen nicht unwidersprochen
bleiben!
Diskussion
von Einsteins Theorien
Versuch einer Würdigung
Albert Einsteins
Mein Kollege Peter Ripota stellt in seiner "kritischen Würdigung"
von Albert Einstein Behauptungen auf, die nicht unwidersprochen bleiben
dürfen.
Peter Ripota behauptet: " Die Formeln, Ideen und zum Teil sogar
Fachausdrücke für die Spezielle Relativitätstheorie (SRT) stammen
allesamt von dem französischen Mathematiker und Begründer der
Chaosforschung, Henri Poincaré, der sie 1904 veröffentlichte, ein Jahr
vor Einstein. ... Die Idee der Zeit als vierter Dimension war schon sehr
alt - der britische Science-Fiction-Schriftsteller H.G. Wells verwendete
sie in seiner Erzählung "Die Zeitmaschine" aus dem Jahr
1895."
Richtig ist, dass weder Poincaré noch H.G. Wells die Bedeutung der Zeit
als vierte Dimension so erkannt haben wie es Albert Einstein tat.
Einstein verband Raum und Zeit innigst miteinander. So wie ein räumlicher
Körper nur durch die drei Koordinaten Länge, Breite und Höhe zu
beschreiben ist, so trat die Zeit mit Einstein nun als weitere
"relative" Größe in einer - erst später so genannten -
"Raum-Zeit" hinzu. Somit erst bekam die Science-Fiction-Welt
der Zeitmaschinen überhaupt ein theoretisches Konzept. Richtig
ist, dass es ohne Poincaré keine Relativitätstheorie gegeben hätte.
Die Arbeiten des "Zweiten Vaters der Relativitätstheorie",
des damals schon weltberühmten Mathematikers und Physikers Henry
Poincaré waren für den jungen Einstein richtungsweisend. Wie sehr
Fragestellungen zur Grundlagentheorie und die Aussagen der beiden
Forscher miteinander verknüpft waren, zeigt Peter Galison in seinem
Buch "Einsteins
Uhren, Poncarés Karten" mit aller Deutlichkeit auf. Der letzte
Satz des Absatzes ist überhaupt irreführend: Gerade die Arbeiten Einsteins
waren es, die eine Möglichkeit von Zeitreisen absolut
ausschlossen!
Peter Ripota schreibt: "Durch die Abschaffung des Äthers wurde
nichts erklärt."
Das Gegenteil ist richtig. Einstein stellte den "Äther" in
Frage, der als theoretische Hilfskonstruktion die Ausbreitung
elektromagnetischer Wellen erklären half. Den Anlass dazu gab ihm das
Problem, dass sich der hypothetische Äther experimentell nicht
feststellen ließ! Einsteins Überlegung: Sollte es aber nicht, etwa für
die Lichtausbreitung, einen Unterschied ausmachen, ob man mit der Erde
durch den Äther rast oder darin ruht? Einstein erkannte den Äther als
überflüssig und schaffte ihn ab ? ein brillantes, wenn auch
zugegebenermaßen keineswegs originelles Unterfangen, hatten doch auch
andere daran schon gedacht. Das wirklich Einmalige in Einsteins Denken
war, dass er aus vielen Spezialfragen, z.B. der "Äther-Frage",
den Stoff für ein neues Verständnis von Raum und Zeit machte. Einstein
betrachtete für seine SRT den Äther als nicht notwendig, aber er
schaffte ihn nicht ab. Hat er doch in einer Ansprache zu Leiden
die Notwendigkeit eines Äthers , der sich allerdings vom Lorentzschen
Äther zu unterscheiden habe, im Rahmen seiner ART ausdrücklich betont.
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dazu >>>
Peter Ripota schreibt: "Die SRT enthält Widersprüche".
Die Relativitätstheorie enthält keine Widersprüche. Im Gegenteil!
Erst durch Einsteins Theorie verschwanden all jene Widersprüche, die
sich aus Newtons Konzept einer absoluten Zeit ergeben hatten! Einsteins
Theorie enthält auch keinerlei unauflösbares Paradox. Vielmehr ergeben
sich aus dieser Theorie lediglich aberwitzig anmutende Folgerungen -
wie die Verkürzung schnell bewegter Objekte oder langsamer laufender
Uhren. Die theoretischen Spielereien, die sich daraus ergeben, wie das
sogenannte Zwillingsparadoxon und das sogenannte Ehrenfestsche Paradoxon
- ließen sich viele Jahre nach Einsteins Tod durch Experimente
untermauern: So zeigte ein Experiment, dass auf einer Hochpräzisionsuhr,
die in einem Flugzeug um den Erdball reist, tatsächlich weniger Zeit
vergeht als auf einem auf der Erde verbliebenen Zwillingsgerät, einer
Vergleichsuhr. SRT
und ART müssen hier getrennt beurteilt werden. Keine
"aberwitzigen" Widersprüche
finden sich in der ART, wogegen die SRT praktisch schon aus
Widersprüchen aufgebaut ist und daher eine unzählige Reihe von
Widersprüchen provoziert. Hier
ein Beispiel. Das Ehrenfestsche Paradoxon
(eine Scheibe, die sich bei Rotation gem. SRT wölben müsste) hat mit
dem genannten Uhrenversuch gar nichts zu tun. Der Uhrenversuch ist im
Eifer typischer Einsteinverteidigung überhaupt falsch geschildert:
Uhren in Flugzeugen werden aufgrund der schwächeren Gravitation
schneller und nicht langsamer, wie der Artikel glauben lässt. Und der
Versuch selbst (Hafele & Keating) ist so umstritten, dass
Relativisten ihn als Beweis für die RT gar nicht mehr einsetzen. Wieso
langsamer laufende Uhren zeigen sollen, dass "tatsächlich weniger
Zeit vergeht", muss Herr Scheppach allerdings noch extra erklären.
Es wäre sehr praktisch, wenn dem so wäre: es ließe sich dann mit
einer kaputten Uhr, die langsamer läuft, eine Menge Zeit gewinnen...
Richtig ist, dass der Gang von Uhren von der Gravitation beeinflussbar
ist: Uhren, die elektromagnetische Schwingungen einsetzen, werden im
stärkeren Feld langsamer, Pendel- Sand- Wasseruhren dagegen schneller
(was Einstein übersehen haben muss!). Man kann sich offenbar mit der
Wahl der Uhrentype aussuchen, wie schnell oder langsam die Zeit vergehen
soll... Damit wird die Widersprüchlichkeit der RT augenblicklich
erkennbar.
Peter Ripota schreibt: "Die Formel für die Allgemeine Relativitätstheorie
(ART) wurde von dem deutschen Mathematiker David Hilbert gefunden, der
daraufhin von Einstein des geistigen Diebstahls beschuldigt wurde,
obwohl es genau umgekehrt gewesen ist."
Diese Plagiats-Behauptung ist von Wissenschaftshistorikern längst
widerlegt worden! Die Forscher konnten im Jahre 1998 hieb- und stichfest
beweisen, dass Albert Einstein die allgemeine Relativitätstheorie als
erster in ihre endgültige Form gebracht hat und nicht der Mathematiker
David Hilbert! Dadurch ist Einstein vom Vorwurf des Plagiats
freigesprochen - und Hilbert gerät (erneut )in den Verdacht bei
Einstein abgeschrieben zu haben!
Einstein selbst nämlich hat Anfang Dezember 1915 den Vorwurf des
Plagiats gegen Hilbert erhoben. Ein aus seiner Sicht damals nicht ganz
unberechtigter Vorwurf, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Denn der
Wissenschaftshistoriker Leo Curry von der Universität Tel Aviv hat
Korrekturbögen von Hilberts entscheidender Arbeit gefunden, die ein
neues Licht auf die Affäre werfen. Demzufolge hatte Hilbert seinen
Aufsatz vor der Veröffentlichung am 31. März 1916 überarbeitet. Da in
der Zwischenzeit Einsteins Aufsatz erschienen war, konnte Hilbert seine
noch unvollständigen Ergebnisse korrigieren. Jedenfalls gelangt Hilbert
zu den selben Resultaten wie Einstein.
Dass der Durchbruch nicht Hilbert, sondern Albert Einstein gelungen ist,
konnte auch Jürgen Renn vom Max-Planck-Institut für
Wissenschaftsgeschichte in Berlin nachweisen ("Science", Bd.
278, S. 1270).
Es ist sicher
nicht der reinste Zufall, dass ausgerechnet Wissenschaftshistoriker aus
Tel Aviv sich besonders um Einstein kümmern. Die Wahrscheinlichkeit
spricht aber gegen Einstein, der für seine schwachen
Mathematikfähigkeiten bekannt war, wogegen Hilbert auf diesem Gebiet
eine einsame Größe darstellte. Für die Qualität der Theorie selbst
spielt es allerdings keine Rolle, wer sie als erster formuliert hat!
Peter Ripota schreibt: " ...dass die ART ( Allgemeine Relativitätstheorie)
unter anderen das elementare Energie-Erhaltungsprinzip verletzt, ganz zu
schweigen davon, dass sie die Anziehungskraft zweier Körper falsch
berechnet - nämlich zu null!"
Die Relativitätstheorie verletzt weder das
Energie-Erhaltungsgesetz, noch hat Einstein die Anziehungskraft zweier Körper
falsch berechnet. Richtig ist vielmehr, dass nicht nur Einstein, sondern
bis heute alle (!) Wissenschaftler daran gescheitert sind, die gesamte
physikalische Welt einschließlich der Gravitation zu beschreiben. Die
Gleichungen solch einer "Weltformel" lassen sich nicht
anwenden, ohne dass der Nenner bestimmter Brüche zu Null wird - ein
untrügliches Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmen kann. Auf der
Suche nach der "Weltformel", der "Großen Vereinigten
Theorie", gilt jetzt die Stringtheorie als vielversprechender
Ansatz.
Hier zeigt sich
wieder mal deutlich, dass jemand Einstein verteidigt, ohne seine
Theorien zu kennen. Dass die ART (also nicht schlechthin die RT sondern
ausschließlich die ART!) den Energieerhaltungssatz verletzt, ergibt
sich daraus, dass die Energie in der Metrik nicht mehr lokalisierbar
ist. Die Nichtanwendbarkeit des Energiesatzes in der ART wurde übrigens
ausgerechnet von David Hilbert vermutet und später von der berühmten
Mathematikerin Emmy Noether ("Noether Theoreme")
bewiesen! Dass in den Gleichungen der "ART-Weltformel"
bestimmte Brüche zu Null werden, weil "irgendetwas nicht stimmen
kann" ist überhaupt vollkommener Unsinn, denn in der ART gibt es
von vornherein keine Anziehungskraft - was einer der wesentlichen
Unterschiede zu Newtons Gravitationsgesetz ist. Hier brillieren sowohl
Herr Ripota als auch Herr Scheppach in Unkenntnis der ART.
Peter Ripota schreibt auch über Eddingtons "angebliche Bestätigung
der Einsteinschen Voraussagen bezüglich der Sternpositionen bei einer
Sonnenfinsternis".
Was Peter Ripota eine "angebliche Bestätigung" nennt, ist
einer der eindrücklichsten Belege für Einsteins Theorie überhaupt!
Ihr zufolge ist die "Raum-Zeit" durch große Massen gekrümmt
und so sollte in der Nähe der Sonne mit ihrem riesigen Gewicht das
Licht von fernen Sternen auf seinem Weg zur Erde abgelenkt werden. Genau
dieser Effekt wurde zweifelsfrei von Eddington am 29.Mai 1919 bei einer
Sonnenfinsternis gemessen. Der britische "Astronomer Royal"
Sir Frank Dyson erklärte: "Nach sorgfältiger Untersuchung bin ich
bereit zu erklären, dass kein Zweifel daran bestehen kann, dass sie
Einsteins Vorhersage bestätigen." (Dieser Lichtablenkungs-Effekt
wurde mittlerweile x-fach bestätigt.)
Leider ist auch
dieser "eindrücklichste" Beleg für Einsteins ART immer noch
umstritten. Es ist für jedermann nachprüfbar, dass die Fotografien,
die Eddington ausgewertet hatte, sich gar nicht für so eine genaue
Beurteilung eigneten. Der Lichtablenkungseffekt war qualitativ auch
keine Voraussage der ART - man hatte aber gemeint, die ART liefere einen
genaueren quantitativen Wert der Ablenkung als Newtons Formeln, die nur
den halben Wert ergaben. Neuere, genaueste Messungen ( die
"x-fachen" Bestätigungen?) haben ergeben, dass auch der
ART-Wert um ganz 10 Prozent daneben liegt (für eine Theorie mit so
hohem Wirklichkeitsanspruch keine akzeptable Abweichung!). Darüber
hinaus lässt sich ein Teil der Ablenkung auch durch Refraktion in der
heißen Sonnenhülle erklären. Überflüssig, noch zu erwähnen, dass
es nicht das "Gewicht" der Sonne und auch nicht ihre
"Schwerkraft" ist, die das Licht ablenken, sondern der ART
nach folgt das Licht der Geodäte, die aufgrund der Einwirkung des
Krümmungstensors in der Raumzeit-Metrik entsteht. Im Volksjargon: der
gekrümmte Raum verbiegt das Licht (was auch eine unrichtige Erklärung
wäre). Johann Georg Soldner, der schon 1801 die Lichtablenkung am
Sonnenrand mit Newtons Formeln errechnet hat, berücksichtigte
nicht, dass Photonen keine Ruhemasse haben. Er rechnete für
Masseteilchen mit s=1/2g t² und kam auf den halben Wert der ART. Dabei
hätte er nur erkennen müssen, dass Photonen keine Beschleunigung
kennen und keine Trägheit haben, sondern Anfangs- und
Endgeschwindigkeit gleich ist - was die doppelte Fallhöhe ergibt. Also
s=g t². Hätte er mit dieser Formel gerechnet, wäre derselbe Wert wie
bei Einstein heraus gekommen.
Joseph
Scheppach
rote
Kommentare v. Harald Maurer
PM-Magazin
Link dazu: Die
besten Artikel aus P.M. zu Albert Einsteins Ideen
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